Moderne Leichtlaufreifen, die sich durch einen besonders niedrigen Rollwiderstand auszeichnen, bergen ein enormes Spritspar-Potenzial in sich. Doch nicht jeder dieser so genannten Öko-Reifen hält, was die Werbung verspricht. 16 Sommerreifen in zwei Dimensionen – vom Premiumprodukt bis zum Billigheimer – mussten im harten Test der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung und des ACE ihr Können unter Beweis stellen.
Der Zielkonflikt Rollwiderstand vs. Nassbremsen – Ökologie vs. Sicherheit warf bereits im Vorfeld des Tests zahlreiche Fragen auf. Geht der aktuelle Trend bei der Reifenentwicklung zulasten der Sicherheit? Sind Autofahrer dank Leichtlaufreifen künftig sparsamer unterwegs – müssen dafür aber erheblich längere Bremswege bei Nässe und somit ein wesentlich höheres Unfallrisiko in Kauf nehmen? Senken die Öko-Reifen den Verbrauch unserer Autos wirklich? Die GTÜ hat das Nassbremsverhalten und den Einfluss auf den Spritverbrauch geprüft und dabei einige Produkte mit gefährlichen Defiziten bei Nässe entlarvt.
Die Untersuchungen auf dem Testgelände galten zwar dem konstruktiv vorgegeben Rollwiderstand der Prüflinge, gemessen wurde jedoch der tatsächliche Verbrauch in Liter auf 100 Kilometer. Der Unterschied zwischen bestem (Michelin Energy Saver) und schlechtestem Reifen im Verbrauch (Goodyear Excellence) beträgt 0,72 Liter/100 km bei 130 km/h – das sind übers Jahr gerechnet deftige Mehr- oder Minderkosten. Andererseits offenbart der Test zum Sicherheitsaspekt Nassbremsen ebenfalls gravierende, wenn nicht gar bedenkliche Ergebnisse. Mit dem schlechtesten Reifen im Test kam das Auto bei einer Vollbremsung aus Tempo 100 auf nassem Asphalt erst nach 96 Metern zum Stehen, der beste Reifen (Pirelli P6) benötigte nur etwas über 70 Meter.
Noch anschaulicher als dieser Vergleich der Bremswege ist die Berechnung der Restgeschwindigkeit: Das mit dem Billigreifen Nankang Toursport bestückte Auto wäre in dem genannten Beispiel noch mit 52 km/h in den bereits stehenden Pirelli-bereiften Vordermann gekracht. Ähnliches gilt für den zweiten Billigheimer aus Asien, den Goodride H600. Zwar offerieren beide Fernost-Pneus gute Rollwiderstandswerte – aber auf Kosten der Sicherheit.
Wenn Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit gegen die Fahrsicherheit stehen, ist ein ausgewogener Kompromiss auf hohem Niveau gefragt. Vor diesem Hintergrund gingen bei der kleineren Dimension (175/65 R 14 T) gleich zwei Sieger durchs Ziel – der preisgünstige Barum Brilliantis und der neue Pirelli P4. Auf nahezu gleichem Level ist mit dem Prädikat „besonders empfehlenswert“ der ebenfalls preisgünstige Fulda Eco Control einzustufen. Bei der Dimension 195/65 R 15 H erreichte der Conti PremiumContact 2 die höchste Punktzahl und sicherte sich damit das Prädikat „Testsieger“, dicht gefolgt von Bridgestone Turanza ER 300 (besonders empfehlenswert), Michelin Energy Saver und Pirelli P6 (empfehlenswert).
Die Resultate des GTÜ-Reifentests machen deutlich: Käufer stehen nicht mehr vor der Alternative „sparsam oder sicher“. Reifen, die den Spagat zwischen Ökologie und Sicherheit gekonnt meistern, sind inzwischen im Handel durchaus erhältlich.